Die Verhältnisse in den Niederlanden 🇳🇱 habe ich daher als ambivalent erlebt (vor allem in den Humanities). Department-Strukturen & die vielfältigen Entfristungen von Mittelbau-Stellen nach einer Probezeit von zwei Jahren sind meiner Erfahrung nach in der Tat gut. (5/16)
Allerdings hat die Loslösung von Stellen & Besetzungen aus den Lehrstühlen in Departmentstrukturen (und damit fairere Berufungen, größere Eigenständigkeit etc. 👍) einen Preis: Die ext. Zuweisung von Aufgaben in Lehre und Verwaltung ist deutlich heftiger als im 🇩🇪-System. (6/16)
Ich habe (in den Humanities) an vielen 🇳🇱-Unis (zu) viele Kolleg*innen erlebt, die sich freiwillig haben runterstufen lassen oder sogar (trotz #TT) wieder aus dem System ausgeschieden sind. Die Arbeitskräfte werden an vielen Stellen nach neoliberalen Logiken ausgepresst. (7/16)
In den 🇳🇱 gibt es daher die #IchbinHanna-/#IchbinReyhan-ähnliche #WOinactie-Bewegung, die sich gegen den enormen Arbeits- & Kontrolldruck wehrt, was u.a. zu einer Veröffentlichung von @rensbod @IngridRobeyns @koryoinleiden geführt hat (#oa): boomfilosofie.nl/media/26/40_st…. (8/16)
In Belgien 🇧🇪 ist die Wissenschaftspolitik nach Flandern / Wallonien föderalisiert. Hier in Flandern folgen wir in ähnlicher Weise dem Department-Prinzip, das für deutlich schnellere und neutralere Berufungsverfahren sorgt (so mein Eindruck). Zugleich ist aber auch hier… (9/16)
…erkennbar, dass das Wegrücken der Stellen aus Lehrstühlen unter eine allgemeinere Department-Struktur zwar mehr Freiheit und Eigenständigkeit ermöglicht (was gut ist 👍), aber auch andere Formen der Kontrolle produziert: Leistungsbewertungen sind hier in einer Weise… (10/16)
…objektiviert und formalisiert, wie man es in Deutschland oft sonderbar findet. Beispielsweise ist es üblich, dass allen Veröffentlichungen bestimmte Zertifikate zuerkannt werden (von „A1“ bis „Ma3“) und nur spezifische Publikationen auch als Leistung gewertet werden. (11/16)
Zudem werden Verträge oft zerstückelt: Es gibt z.B. Kolleg*innen, die eine 60%-Festanstellung an Uni A, einen 20%-1-Jahresvertrag an Uni B & einen 20%-2-Jahresvertrag an Uni C verbinden – diese pragmatischen Lösungen sind Effekt der von Departments kontrollierten Budgets. (12/16)
Fazit | Aus der #BeNeLux-Perspektive lässt sich zum #WissZeitVG sagen: -Es ist absurd, akademische Karrieren zeitlich zu begrenzen (s. 15). -Man müsste noch viel mehr über die finanzielle Ausstattung der Unis in Deutschland sprechen: #DreieinhalbProzentfürdieHochschulen (13/16)
-Mehr Entfristungen im Mittelbau sind nach Probe & bei guter Uni-Finanzierung sinnvoll. -Einführung von Departmentstrukturen erlaubt mehr individuelle Freiheit & wäre gut, sorgt aber auch für andere Formen der dann institutionellen Kontrolle. Und noch 1 wichtiger Punkt: (14/16)
Da ich auch zur #FirstGen zähle (und sehr bewusst als Vertrauensdozent für @boeckler_de tätig bin): Ich habe lange für meine Diss und für meine Habilitation gebraucht. Die Umzüge und das Einleben in den #BeNeLux-Ländern waren zeitintensiv. (15/16) #ichbinhanna #ichbinreyhan
Das hat mich aber zu dem gemacht, der ich heute bin. Akademische Karrieren zeitlich zu begrenzen behindert Bildungsaufstiege & erschwert mehrsprachige & -kulturelle Karrieren. Eine akademische Kultur, die ein #WissZeitVG zentral stellt, hat daher ein generelles Problem. (16/16)