Jack Levy (1988) hat diesen „Demokratischen Frieden“ als „as close as anything we have to an empirical law in international relations” beschrieben. Neuste Studien bestätigen immer wieder den Zusammenhang (z.B. Altman et al 2018). (4/13)
Einige Autoren (Rummel 1983, 1995; Czempiel 1995, 1996) gehen sogar ceteris paribus von einer insgesamt höheren Friedfertigkeit von Demokratien aus. Der Gedanke findet sich schon bei Kant im „Ewigen Frieden“. (5/13)
Demokratien haben auch eine besondere Neigung, internationale Institutionen aufzubauen und zu erhalten (Hasenclever/Weiffen 2006), oder das Völkerrecht besser als vergleichbare Autokratien zu achten (Morro 2007, Slaughter 1995) - auch auf dem Schlachtfeld (Watts 2008). (6/13)
Niemand unterstellt Demokratien vollständig friedlich zu sein – auch wenn z.B. Czempiel davon ausging, dass mit fortschreitender innerer Demokratisierung auch die Friedlichkeit der noch imperfekten demokratischen Staaten der Gegenwart steigen müsste (1995, 1996). (7/13)
Dem steht gegenüber, dass Demokratien bestimmte Kriege führen, die nur sie führen: Die „demokratischen Kriege“ (Geis et al 2006, 2012). Diese werden zur Durchsetzung bestimmter anschlussfähiger Normen und Werte durchgeführt („humanitäre Intervention“, Durchsetzung des VR).(8/13)
Harald Müller (2001, 2002) hat in diesem Zusammenhang von "Antinomien des Demokratischen Friedens" gesprochen. Demokratien können durchaus zu Kriegen neigen - aber nur selten für Land und Rohstoffe (Geis et al 2012). (9/13)
In praktisch allen Demokratien müssen Kriegsbegründungen mit den Werten des Demos kongruent sein, sonst wird der Regierung das Vertrauen entzogen. Dazu trägt auch bei, dass Demokratien wesentlich transparenter als Autokratien sind (siehe jährliche Freedom House-Berichte).(10/13)
Es bleibt festzuhalten: Aktuelle Demokratien sind nicht perfekt. Ihr demokratisches Potenzial ist noch lange nicht ausgereizt, ihr Verhalten ist nicht idealtypisch. Und, ja, nicht alle D sind gleich - es gibt eine Spanne zwischen pazifistischen und bellezistischen D. (11/13)
ABER Demokratisierung ist immer noch die beste Friedensstrategie, die wir haben. Mechanismen wie Beteiligung, freie Presse, Meinungsfreiheit oder der Wunsch, die eigenen Soldatinnen und Soldaten nicht unnötigen Gefahren auszusetzen, reduzieren Unfriedlichkeit nach Außen. (12/13)
Wie eingangs gesagt: All dieses Wissen um die außenpolitische Besonderheit der Demokratie scheint verloren zu gehen - in den Schulen, den Universitäten, den Köpfen. Das wäre angesichts der aktuellen Weltlage fatal. (13/13)
PS: Wer das alles viel detaillierter Nachlesen will: Die beste Übersicht bietet imho Hasenclever, Andreas (2017): Liberalismus in den Internationalen Beziehungen. In: Handbuch IB, @drfranksauer/@CarloMasala1 (Hrsg) Springer. tao: @NDeitelhoff @MiRo_SPD @wowagner_wagner
@NiklasSchoernig @drfranksauer @CarloMasala1 @NDeitelhoff @MiRo_SPD @wowagner_wagner Weiß nicht, woher Ihre Ansicht kommt, die Universitäten hätten das vergessen. In meinem Politikstudiengang wurde das vor wenigen Jahren ganz selbstverständlich in verschiedenen Vorlesungen und Seminaren immer wieder erwähnt.
@NiklasSchoernig @drfranksauer @CarloMasala1 @NDeitelhoff @MiRo_SPD @wowagner_wagner ist es vielleicht eher "zivilgesellschaft" (hier durchaus unidealistisch-nüchtern & deskriptiv verstanden), und nicht "die demokratie", die das zustande bringt? wieviel an der ist einfach das größenselbst dieser glorifizierten zivilgesellschaft (die ich gar nicht geringschätze)?
@NiklasSchoernig @drfranksauer @CarloMasala1 @NDeitelhoff @MiRo_SPD @wowagner_wagner Vielleicht noch hinzuzufügen, dass Demokratien mit hoher sozioökonomischer Ungleichheit dazu tendieren „dumme“ Kriege auf „dumme“ Art und Weise zu führen cambridge.org/core/books/dem…